Bayrische Brauer werden weltweit mit offenen Armen empfangen. Das ließ sich Markus Hoppe nicht entgehen. Dort, wo so mancher das Paradies vermutet, baute er mit seinem Team eine Brauerei auf. 

Wie viele andere junge Menschen überlegte ich gegen Ende meiner Schulzeit: Soll ich studieren gehen oder ein Handwerk erlernen? Die Liebe zum Bier siegte. Ich wollte es zu meinem Beruf machen, Menschen diese Liebe zu vermitteln und ihnen zu zeigen, welch wertvolles und komplexes Getränk Bier ist. Also erlernte ich den Brauberuf und baute parallel dazu meine eigene Brauerei auf.

Obwohl alles genau so lief, wie ich es mir vorstellte, wusste ich schon während meiner Ausbildung, dass ich etwas anderes von der Welt sehen möchte. Es sollte ein Ort sein, der mich nicht nur menschlich, sondern auch beruflich herausfordern würde. Im Herbst 2011, ich war fast am Ende meiner Lehrzeit, kam mein Meister auf mich zu und sagte: „Markus, ich hätte da was für dich.“

Dank eines Personalengpasses bot er mir die Stelle eines Braumeisters an. Es war meine Aufgabe, Brauereianlagen einzubauen, in Betrieb zu nehmen und das Personal zu schulen – und das auf Mauritius. Als das Angebot kam, blieb mir keine Zeit, die Entscheidung mit meiner Freundin oder Familie zu besprechen. Eine prompte Zu- oder Absage war gefragt. Sofort danach rief ich meine Freundin Christina an. Noch bevor ich ihr meine Entscheidung mitteilen konnte, fiel sie mir ins Wort: „Mach das unbedingt!“ Zum Glück. Denn ich hatte bereits zugesagt. Und Christina ist heute meine Frau.

Erst im Flieger überkamen mich ganz große Zweifel – vielleicht machte ich einen großen Fehler, jetzt von zuhause wegzugehen. In Flic en Flac angekommen war für solche Gedanken zum Glück keine Zeit mehr. Wie eine Lawine brach die Arbeit über mich herein. Meine Arbeitsstätte sah zunächst nicht einmal annähernd nach einer Brauerei aus. Dort, wo ein Rohbau angekündigt war, befand sich bei meiner Ankunft ein von Stahlbetonsäulen getragenes Dach. Von einem Fußboden fehlte jede Spur.

Innerhalb weniger Monate baute Markus Hoppe gemeinsam mit seinem Team die „Flying Dodo Brewing Company“ auf. (c) Markus Hoppe

Ohne einen Tag zu pausieren, arbeitete ich mit meinem Team tagtäglich von morgens bis spätnachts. Doch dann kam die Maschine zum stehen. Nach zweieinhalb Monaten harter Arbeit erfuhr ich, welchen Einfluss korrupte Beamte auf ein Projekt wie dieses haben können. Die Papiere für die Feuersicherheit wurden uns nicht ausgehändigt. Natürlich war es frustrierend, so hart zu arbeiten und dann nicht aufsperren zu können. Gleichzeitig erlaubte mir diese Situation, seit langem mal wieder tief durchzuatmen und das Inselleben kennenzulernen. Heute erinnere ich mich gerade an solche Tage gerne, an denen ich früh nachmittags raus aus dem Büro, rein in die Badehose, mit gekühltem Bier und Musikbox an den Strand zum Kite-Surfen fuhr.

Das Kite-Surfen war Markus Hoppes Ausgleich zum intensiven Arbeitsalltag. (c) Markus Hoppe

In unserer mauritianischen Brauerei Flying Dodo Brewing Company konnte ich wild experimentieren. Zum Inhaltsstoff wurde, was mein Team und ich vorfanden: Melonen, Ananas oder auch am Strand gefundenes Kieferholz. Jeden Freitag präsentierten wir unsere neueste Kreation. Die dazugehörige Gastronomie platzte an solchen Tagen aus allen Nähten.

Zwar war ich auf Mauritius stark verleitet, meinen Arbeitsvertrag immer weiter zu verlängern. Nachdem aber aus geplanten zehn Monaten bereits sechzehn geworden waren, zog ich einen Schlussstrich und beschloss nach Waakirchen zurückzukehren. Meine Fernbeziehung und auch Heimweh machten mir zunehmend zu schaffen. Außerdem plante ich, den Braumeister noch zu machen. Der Gesamtzustand der Flying Dodo Brewing Company erlaubte es mir, mit gutem Gefühl zu gehen.

Während der Zeit im Ausland wurde ich auf Ideen gebracht, die zuhause nicht auf diese Art geboren worden wären. Durch meine Rückkehr habe ich den kulturellen Einfluss aus Mauritius direkt in die Region mitgebracht. Das wöchentliche Experimentieren in der Flying Dodo Brewing Company hat das Fundament für unseren neuen Bierstil gelegt. Die Idee, unkonventionelle heimische Naturprodukte in die Bierproduktion einfließen zu lassen, war in Deutschland bisher unbekannt. Heute steckt in jedem Schluck ‚Hoppebräu’, das man am Dorffest oder im Bierzelt trinkt, auch ein Hauch von Mauritius. Mit dem Ansatz, Tradition und Neues zu verbinden, habe ich frischen Wind in die bayrische Bierkultur gebracht.

Am Hoppebräu Sommerfest. (c) Hoppebräu

Waakirchen ist jetzt das Zentrum meines Kosmos. Nicht nur die Berge, der Tegernsee und die Nähe zu München schaffen hohe Lebensqualität. Viele Freunde aus der Grundschule sind wieder hier gelandet, nachdem sie die Welt bereist haben. Dadurch entsteht eine positive Dynamik, die es auch für andere junge Menschen leichter macht, zurückzukehren. Das Thema Landflucht spielt in Oberbayern auch deswegen eine kleinere Rolle, da es zum Glück einige große Arbeitgeber gibt.

Wenn ich über die Zeit auf Mauritius nachdenke, merke ich, dass ich dort vor allem zwei Dinge gelernt habe: Man kann Dinge ruhig auch Mal eine Stufe langsamer machen. Das hilft mir gerade auf der Baustelle. Dort entsteht nicht nur eine neue Brauerei inklusive kleiner Gastronomie, sondern auch das neue Zuhause für meine mittlerweile dreiköpfige Familie. Und: Es gibt immer für alles eine Lösung.