Für die Rechtswissenschafterin Lena Gruber aus Moosburg erfüllten sich gleich zwei Wünsche: Erst bekam sie die Zusage für ihre Traumstelle an der Universität Wien. Ein Jahr später lies sie diese hinter sich und ergriff die Möglichkeit, an ihrem Wunschort zu leben.

Als ich bei der Landtagswahl in Kärnten im Frühling im Wahllokal stand, sprach mich die Wahlhelferin an: „Ich habe schon gehört, dass du wieder da bist.“ – „Ja, seit kurzem“, sagte ich. „Wie lange warst du weg, ein Jahr, zwei Jahre?“ – „Nein, es waren doch siebeneinhalb.“

Ich habe nicht lange darüber nachgedacht – es war einfach klar, dass ich nach der Matura nach Wien gehe. Zwei Wochen nachdem ich 18 geworden war, stieg ich mit meinen beiden Koffern in den Zug. Für mein Studium nach Wien zu gehen war sicherlich eine gute Entscheidung. Ich studierte internationale Betriebswirtschaftslehre im Bachelor und absolvierte den Bachelor und Master in Wirtschaftsrecht. 2016 schloss ich mein Studium ab.

(c) Lena Gruber privat

Man muss einmal rauskommen, damit man das Zuhause wieder schätzt. Nach der Matura graute mir vor der Vorstellung, in Klagenfurt zu studieren. Dort kannte ich bereits die Leute, jedes Lokal und jeden Hügel. Ein großer Teil der Kärntner Studierenden geht nach Graz. Auch das war mir viel zu nahe an meinem Herkunftsort Moosburg und zu klein. Es musste schon Wien sein. Wien kannte ich als schnelle Stadt. Da war viel los.

Erst sah es auch so aus, als ob ich noch einige Jahre nach dem Studium in der Bundeshauptstadt verbringen würde. Ich schlug die juristische Laufbahn ein und begann mein Gerichtsjahr. Nach zwei Monaten eröffnete sich dann die Möglichkeit, für meine Doktorarbeit an der Uni Wien angestellt zu werden. Das war für mich der Traum schlechthin und so habe ich das Angebot angenommen.

Ein Jahr später spielte dann Einiges zusammen und meine Prioritäten haben sich neu geordnet. Die Gesundheit kam mir dazwischen. Ich war eine Zeit lang außer Gefecht gesetzt und hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken. Ich bemerkte, dass sich der Freundeskreis nach dem Studium verändert hatte. Alle sind ins Berufsleben gestartet und hatten weniger Zeit und mehr Verpflichtungen. Als ich dann im Krankenhaus lag, dachte ich mir: Eigentlich hält mich nicht so viel in Wien.

(c) Landjugend Kärnten

Genau in dieser Woche bekam ich eine E-Mail mit einer Ausschreibung für eine Doktoratsstelle an der Uni Klagenfurt. Schon zuvor war ich auf diesen Job angesprochen worden. Damals hatte ich abgesagt, weil ich meinen Beruf in Wien nicht aufgeben wollte. Dann fing ich aber an, diese Entscheidung zu überdenken.

Mein Ziel war es immer gewesen, irgendwann nach Kärnten zurückzukehren. Zuhause in Moosburg wartete meine Familie, die mir immer Rückhalt geboten hat. Und gerade in solchen Phasen wie in der Zeit der Regeneration ist man ungern ganz auf sich gestellt. Ich habe es ein bisschen so empfunden, als hätte es sein müssen. Als wäre dieses Jobangebot ein wenig mehr als nur Zufall.

Also habe ich nicht lange gefackelt und gesagt, ich gehe. Jetzt habe ich in Klagenfurt wieder eine sogenannte Prae-Doc-Stelle und kann hier in den Rechtswissenschaften mein Doktorat fertigmachen. Ich kann hier also arbeiten und leben. Bald beziehe ich auch meine eigene Wohnung, zehn Minuten von Moosburg entfernt. Damit stehe ich wieder ganz auf eigenen Beinen.

Vielen Leuten war gar nicht bewusst, wie lange ich weg war. Das liegt sicher daran, dass ich in all meiner Zeit in Wien doch stark in Moosburg involviert blieb. Ich habe einen guten Draht zu meiner Familie und hätte nie Familienfeiern, Geburtstage, Ostern oder Weihnachten ausgelassen. Außerdem engagierte ich mich im Verein Zukunftsorte in Wien, bei dem Moosburg seit 2013 Mitglied ist.

Und ich war natürlich bei der Landjugend. Das hat mich irrsinnig stark mit der Gemeinde und dem Ort verbunden. Da war meine Jugendliebe, da waren meine Freunde, da hat sich einfach alles abgespielt. Das war der fixe Rahmen, in dem ich verankert war. Zu meinen Spitzenzeiten fuhr ich jedes Wochenende heim, aus dem inneren Antrieb dabei sein zu wollen. Durch diese starke Verbindung zur Gemeinde habe ich immer mitbekommen, was sich dort tut.

Abwanderung ist in meinem Herkunftsort kein Thema. Die Lebensqualität hier ist hoch und Moosburg ist gut an Klagenfurt angebunden. Allerdings kämpft der Ort manchmal darum, dass das Leben im Ortskern erhalten bleibt. Es gibt bereits leerstehende Geschäftshäuser, auch ein Wirtshaus mitten im Zentrum hat die Türen geschlossen.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Dorfgemeinschaft in Moosburg weiterlebt. Dass gerade dieses Gefühl, dass man sich mit Moosburg identifizieren kann, aufrecht bleibt. Dass Moosburg nicht nur ein Wohnort ist, während sich das Leben in der Stadt abspielt. Denn der Ort hat wirklich unglaublich viel zu bieten.

Ich glaube es gibt sehr viele engagierte junge Menschen, die sich gerne ins Gemeindeleben einbringen. Meine Rolle in dem Ganzen, die wird sich zeigen. Ich habe mich in den letzten Monaten eher auf meine berufliche Zukunft konzentriert, und darauf, dass ich hier wieder meine eigenen vier Wände finde. Wenn das alles wieder auf Schiene ist, dann wird mich das nächste Projekt sicher wieder packen. Irgendwo finde ich sicher meinen Platz.