Anton Astner erforscht an der University of Tennessee nachhaltige Alternativen zu Plastik. Sein Umweltbewusstsein wurde ihm durch den umsichtigen Umgang mit der Natur in seiner Heimatgemeinde Werfenweng in die Wiege gelegt.
Gibt es in der Beziehung zweier Menschen eine „gemeinsame Marschrichtung“, dann motivieren und inspirieren sie sich auf ihrem Weg gegenseitig. In der Beziehung eines Ausheimischen zu seiner Heimatgemeinde ist es vielleicht manchmal ähnlich: Bei mir und Werfenweng ist es der Nachhaltigkeitsgedanke, den wir teilen.
Mittlerweile bin ich seit 2011 in Knoxville, Tennessee und forsche hier an der University of Tennessee sowie am Oak Ridge Laboratory zu biologisch abbaubaren Kunststoffen. Ich habe es noch an keinem einzigen Tag bereut. Hier ist heute mein Zuhause. Heimisch fühle ich mich aber wo anders, nämlich in meinem vertrauten Umfeld – dazu gehören meine Familie, aber auch die Haustiere und die Kühe im Stall am Bauernhof, auf dem ich aufgewachsen bin.
Meine Verbindung zu Werfenweng ist nach wie vor sehr stark. Deutlich wird das zum Beispiel jeden Morgen in meiner Küche, wenn ich Radio Salzburg höre, während ich das Frühstück zubereite. Ich versuche auch, meine Urlaube möglichst oft in Werfenweng zu verbringen. Da ich beruflich viel reise, kann ich den Urlaub in der Heimat verbringen, ohne das Gefühl zu haben, viel von der Welt da draußen zu verpassen.

Nach wie vor seine bevorzugte Urlaubsdestination: Werfenweng. (c)Anton Astner
Das erste Mal kam ich 2008 nach Knoxville. Damals dachte ich nicht, dass ich heute hier leben würde. Ich studierte an der FH Salzburg (Campus Kuchl) „Holztechnologie und Holzwirtschaft“ und der Studienplan sah ein Praktikum vor. Meine Wahl fiel nicht, wie bei den meisten Studierenden, auf einen heimischen Betrieb, sondern auf die University of Tennessee. Die Monate in den USA verliefen erfreulich und unmittelbar vor meiner Heimreise wurde mir ein Studienplatz im Masterprogramm „Wood Science and Biomaterials“ angeboten. Ich sagte zu, bestand die nötigen Aufnahmetests und inzwischen bin ich Doktorand.

4th July 2017, Knoxville Symphony Orchestra Concert im Worlds Fair Park in Knoxville. (c)Anton Astner
In meiner Forschung beschäftige ich mich mit der immer dringlicher werdenden Problematik des Plastiks. Mikro- und Nanoplastikpartikel lassen sich bereits in Gewässern, Meeren und der Erde nachweisen und kürzlich auch erstmals im menschlichen Körper. Mit meinem Forschungsteam in der Abteilung „Biosystems Engineering“ untersuche ich neue, biologisch abbaubare Kunststoffe, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder zersetzen. Dazu nutzen wir Stoffe, die bei der Aufspaltung von Holz und Gräsern extrahiert werden können. Diese Stoffe zerfallen später wieder und hinterlassen keinen negativen Fußabdruck auf unserem Planeten. Noch experimentieren wir, aber die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend.

Das interdisziplinäre Forschungsteam für Bioplastik am Biosystems Engineering Dept. der Universität von Tennessee. (c)Anton Astner
Werfenweng war auf dem Weg dahin, wo ich heute stehe, sehr prägend. Das Aufwachsen in einem Ort, für den die intakte Natur und der achtsame Umgang damit identitätsstiftend ist, war eine große Inspiration. So teilte ich auch früh Werfenwengs Engagement für „sanfte Mobilität“. Als ich noch in Österreich lebte, legte ich fast alle meine Wege mit dem Fahrrad oder dem Zug zurück und auch in den USA hatte ich anfangs kein Auto. Personenzüge, wie man sie aus Europa kennt, gibt es in den Südstaaten der USA nicht. Also fuhr ich Bus oder Fahrrad. Vor den Supermarktregalen mit Wasser oder Milch in Gallonen-Flaschen, stieß ich dann oft an meine Grenzen.
Durch den Fokus auf Nachhaltigkeit, den ich mit meiner Herkunftsgemeinde teile, kann ich mir ein aktives Mitwirken in Werfenweng über meinen Forschungsbereich vorstellen. Schön wäre es, wenn ich junge Menschen ermutigen könnte, einen ähnlichen Weg zu gehen. Direkt ins Ortsgeschehen möchte ich mich aber nicht einmischen. Denn lebt man nicht im Ort, hält man sich, besonders mit Kritik, besser zurück. Die Konsequenzen tragen schließlich die Menschen, die vor Ort leben.
In Zukunft wäre ich gerne wieder Werfenwenger, aber das ist schlussendlich von der beruflichen Situation abhängig. Dann würde ich mich auch gerne wieder stärker in das Gemeindegeschehen einbringen – sei es durch das erneute Mitwirken in der Gemeindepolitik, oder durch die Reaktivierung meiner inaktiven Mitgliedschaft in der Musikkapelle.
Wie mein bisheriger Weg aber zeigte: Die Zukunft ist schwer kalkulierbar. Meine heutige Situation ist kein Resultat eines größeren Plans. Vielmehr habe ich jene Möglichkeiten, die sich mir geboten haben, angenommen. Dieser Zugang zum Leben hat sich für mich bewährt.

Für seine Masterarbeit an der University of Tennessee wurde Anton Astner 2018 auf der TU München mit dem Leo-Schörghuber-Preis ausgezeichnet. (c)Anton Astner
Für die Zukunft Werfenwengs wünsche ich mir, dass der Umweltschutz ein hohes Gut bleibt. In Gemeinden, in denen der Tourismus blüht, ist das keine Selbstverständlichkeit. Mit Konzepten, wie der „sanften Mobilität“, zeigt die Gemeinde aber, dass sie es mit der Nachhaltigkeit ernst meint. Außerdem muss man als Tourismusort aufpassen, dass der Ort und die Landschaft nicht zur kitschigen Kulisse verkommen. Soweit die Theorie – in beiden Punkten erkenne ich in Werfenweng keine Gefahr.
Schreibe einen Kommentar